Raum von Emma Donoghue

Raum - von diesem Buch hatte ich bis vor kurzem noch nichts gehört, aber dann habe ich eine Rezension gelesen und dann noch eine und noch eine... tja, und dann war Raum auf meinem eReader und ich habe es gelesen. Wahrscheinlich bin ich mit zu überhöhten Erwartungen an die Sache herangegangen, denn die Idee des Romans gefiel mir schon ziemlich gut.
Worum geht es?
Jack und seine Ma leben in Raum. Hier leben auch Teppich, Schrank, Bett und natürlich auch Fernseher. Jeden Tag verbringen sie ihre Zeit unterschiedlich, mal stellen sie alle Gegenstände zur Seite und machen Sport, dann wieder darf Jack etwas fernsehen und schließlich ist schon wieder Essenszeit. Abends muss Jack in Schrank, denn dann kommt Old Nick durch Tür, die macht Piep, Piep! Anfangs wusste Jack nicht, ob Old Nick in echt ist, denn vielleicht ist es wie mit den Personen im Fernseher, sie sind nicht in echt. Für Jack gab es nur diesen Raum. Er wurde in ihm geboren und seine Mutter wird seit sieben Jahren darin gefangen gehalten. Doch schließlich gelingt ihnen die Flucht. Doch was dann? Für Jack ist das Draußen plötzlich und unerwartet da, er kann nicht begreifen, was alles in echt ist und was nicht. Er kennt nur Raum und war dort nur mit seiner Mutter.
Meine Meinung?
Das ganze Buch ist aus der Sicht des fünfjährigen Jack erzählt, was anfangs noch ziemlich gewöhnungsbedürftig war und mir zum Schluss hin ziemlich auf den Keks ging. Es war einfach ein zu merkwürdiger Erzählstil, mit dem ich dachte, klar zu kommen. Aber nichts ist. Ich hatte so immer das Gefühl, dass ich nicht alles mitbekomme und die Handlung furchtbar schleppend voranging. Ich empfand es auch als Versäumnis, dass die Situation der Mutter kaum beleuchtet wurde. Sie tat mir als Figur in diesem Roman leid und ein bisschen konnte ich ihre genervte und gereizte Art Jack gegenüber verstehen.
Was mich aber auch gestört hat, was vermutlich aber beabsichtigt war und kein Versäumnis der Übersetzung, waren Phrasen, die immer und immer wider kamen. Bestes Beispiel:
"Sie pustet die Luft aus den Backen."
Das hat mich irgendwann wirklich angenervt. Aber okay. Ich war auch so vom Schreibstil irgendwann genervt. Wahrscheinlich sind solche Blickwinkel des Betrachtens nicht mein Fall.
Tja, warum habe ich nun 3 Sterne gegeben? Der Roman hatte eine pfiffige und emotionale Grundidee, die aber durch das langwierige Erzählen, als die beiden noch gefangen waren, erheblich gelitten hat. Die Flucht war spannend und der eigentliche Aufenthalt im Draußen wäre sehr interessant gewesen, wenn die Autorin mehr davon berichtet hätte.
Ich mochte die Charaktere aber an sich sehr gern, vor allem die Großeltern fand ich wirklich rührend. Und eine Frage ergab sich bei mir auch, wenn Jack nur Kontakt zu seiner Mutter hatte, warum redet er dann nach der Flucht mit für ihn wildfremden Menschen und lässt sich eben nur nicht berühren? Seine anfängliche Scheu vor dem Reden hat er für meine Begriffe zu schnell überwunden.
Für mich leider kein Roman, den ich uneingeschränkt empfehlen würde.
Eine Kostprobe gefällig?
Nichts kann Ma Angst machen. Außer vielleicht Old Nick. Meistens nennt sie ihn einfach nur der, ich wusste noch nicht mal einen Namen für ihn, bis ich irgendwann einen Zeichentrickfilm über einen gesehen habe, der in der Nacht kommt und Old Nick heißt. So nenne ich den Wirklichen jetzt, weil er auch in der Nacht kommt, aber er sieht nicht aus wie der Fernseher-Mann, weil, der hat einen Bart und Hörner und so Sachen. Einmal habe ich Ma gefragt, ob er alt ist. Sie hat gesagt, fast doppelt so alt wie sie, und das ist ziemlich alt.
(Quelle: Raum von Emma Donoghue, ca. S. 20)